Augsburger Allgemeine 03.11.2017
Das Tier konnte sich in Oberschönenfeld nicht aus einem Lichtschacht befreien. Doch es nahte ein kundiger Retter!
von Laura Gastl
Vermutlich war das zierliche Zwergwiesel auf der Jagd nach Mäusen, als es im Klostergarten Oberschönenfeld in den Lichtschacht fiel. Von selbst konnte es sich nicht mehr befreien. Ein Glück, dass Förster Pentti Buchwald zur Stelle war, der sich gerade wegen einer Baumpflanzung auf dem Gelände befand. Er musste schnell zur Rettung eilen. Dabei müsse man behutsam vorgehen, denn das kleine Mauswiesel könne „böse zwicken“, erklärt der Waldpädagoge. Es handele sich um ein Raubtier mit entsprechendem Gebiss.
Besucher hatten die Äbtissin des Klosters, Gertrud Pesch, am Dienstag auf das gefangene Tier aufmerksam gemacht. Diese informierte Pentti Buchwald. Daraufhin bugsierte der Förster das Mauswiesel vorsichtig in einen Eimer mit Deckel. Der Weg ins Freie musste rasch ablaufen, da das Tier sonst zu lange unter Stress gelitten hätte. Pentti Buchwald wählte zur Freilassung einen Spielplatz, da hier viele Sträucher zur Deckung dienen. Außerdem sei es wichtig, das Mauswiesel in sicherer Umgebung auszusetzen und nicht in der Nähe einer Straße. Eine andere Möglichkeit wäre es gewesen, ein Brett als Kletterhilfe in den Lichtschacht zu legen: Dann könne sich das „schwer geschützte“ Tier laut Buchwald selbst befreien. Vorbeugend kann auch eine Abdeckung in Form eines Gitters verhindern, dass Tiere in Schächte fallen – neben dem Schutz vor Einbrechern natürlich, wie Buchwald schmunzelnd anmerkt.
Was ist eigentlich ein Mauswiesel? Es gehört zur Familie der Marder und ist das kleinste Raubtier der Welt. Wie beim Hermelin auch ist sein Sommerfell hellbraun und auf der Unterseite weiß. Im Winter kann sich das Zwergwiesel ganz weiß färben, was in Mitteleuropa aber eher selten vorkommt. Für Förster Buchwald ist das Mauswiesel „nützlich in all seiner Berechtigung“: So reguliert es beispielsweise durch seine Ernährung den Mäusebestand. Allerdings kann gerade der nahe Verwandte, das große Wiesel, auch zum Verhängnis für Kaninchen und Hühner werden, wenn die Ställe nicht gut mit Maschendraht abgesichert sind.
Doch das Mauswiesel ist vor allem „lebender Biotopweiser“, wie es Pentti Buchwald ausdrückt. Seine Anwesenheit zeuge von der Qualität des Lebensraums, so wie zum Beispiel im Naturpark rund um Oberschönenfeld. Wenn man die gelenkigen Raubtiere unterstützen will, sollte man seinen Garten möglichst naturbelassen halten und viele Sträucher und Hecken pflanzen. Das nütze nicht nur dem Mauswiesel, sondern unter anderem auch Vögeln und Eichhörnchen.
Wer nun ein Mauswiesel in ähnlich heikler Lage findet, sollte das Wildtier sofort befreien. Auch das Kloster-Wiesel saß wohl noch nicht allzu lange in seinem unfreiwilligen Gefängnis: Es zeigte sich noch sehr fit und nicht verhungert. Vielleicht habe es ja das Beste aus seiner misslichen Situation gemacht, schmunzelt Buchwald – indem es Mäuse gefressen hat, die ebenfalls in den Lichtschacht gefallen sind.
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