Hl. Gertrud von Helfta

Über das Leben der Hl. Gertrud weiß man bis heute nicht sehr viel. Am 6.Januar 1256 wurde sie geboren. Bereits im Alter von 5 Jahren soll sie im Kloster zu Helfta aufgenommen worden sein. Gertrud war in der Gemeinschaft der Schwestern sehr beliebt. Mechthild von Hackeborn übernahm die Erziehung und den Unterricht von ihr, die in ihr ein reges Interesse an den theologischen und literarischen Wissenschaften wecken konnte. Gertrud selbst berichtet, dass sie bis zu ihrem 25.Lebensjahr vor allem an diesen Studien, weniger am monastischen Leben interessiert war. Erst im Jahre 1281 erlebte sie durch eine Vision eine Bekehrung, die ihr Leben schlagartig veränderte.

Christus wurde für sie „ ein lebendiges Wesen, eine wirkliche, gegenwärtige Person, eine Liebe – eine einzige Liebe“, dem sie nun durch ihr neues Leben nur mehr leben wollte.

Sie widmete sich nun vermehrt dem Studium der Hl. Schrift und übersetzt Teile von ihr, verfasst zahlreiche Gebete und schreibt mit Unterstützung ihrer Mitschwestern die Bücher „ Gesandter der göttlichen Liebe“ und die „Exercitia spiritualia“. Ihre Sprache ist sehr von Gefühlen getragen und von der Liturgie und der Hl. Schrift geprägt. Eine große Dankbarkeit für alles Empfangene kommt zum Ausdruck, sowie ein stetes Verlangen nach der Vereinigung mit Christus und ein unerschütterliches Vertrauen auf seine Barmherzigkeit. Dieses Vertrauen bewirkte in ihr eine völlige Sorglosigkeit und innere Freiheit, die sie wiederum zur Ganzhingabe befähigte.

Gertrud wollte von allem Wollen frei sein:
„Bitte den Herrn, dass du in der Kunst der Liebe, zu ihm so fortschreitest, dass du ein Instrument seiner Liebe wirst, das ihm ganz gehört und seinem Willen verfügbar ist und dass du ganz und gar nach seinem Herzen seiest.“

Ihre Exerzitien sind ein Hauptwerk der christlichen Mystik!
Neben der Tätigkeit in der Schreibstube war Gertrud noch 2. Kantorin. Später litt sie an einigen Erkrankungen, die sie zeitweise an die Zelle und ans Bett fesselten. Am 13. November 1301 starb sie im Alter von 45 Jahren.

Ihr Seeleneifer

„Ein andermal erschien Gertrud Jesus, der Herr, der schöner ist als alle Menschenkinder. Er stand da und trug auf seinen königlichen und zarten Schultern gleichsam ein riesiges Haus. Dieses sah so schief aus, als würde es im nächsten Augenblick über ihm zusammenbrechen, und der Herr sprach zu ihr:
„Sieh, mit welch mühevollem Eifer ich mein geliebtes Haus, nämlich das gottgeweihte Leben, trage, das fast auf der ganzen Erde demnächst zusammenzustürzen droht, und zwar deshalb, weil sich auf der ganzen Welt so wenige finden, die sich zu seiner Verteidigung oder Förderung treu abmühen oder etwas aushalten wollen. Du Geliebte, schau auf mich und habe Mitleid mit meiner Erschöpfung.“
Und der Herr fügte hinzu:
„Alle, die durch Wort oder Tat das gottgeweihte Leben fördern, erleichtern mit je nach ihrem Maß wie zusätzliche Säulen das auf mir lastende Gewicht und tragen zusammen mit mir.“
Durch diese Worte wurde Gertrud im Innersten bewegt und noch glühender motiviert, mit ihrem geliebten Herrn und Gott zusammen zu leiden. Darum begann sie mit höchstem Einsatz, sich für die Förderung des gottgeweihten Lebens abzumühen.
Bisweilen mühte sie sich über ihre Kräfte hinaus im strengen Ordensleben ab, um ein gutes Beispiel zu geben.
Im Innersten ihres Inneren streckte sie sich in beglückendem Streben des Geistes einzig nach dem aus, den sie umgekehrt auf einzigartige Weise ganz bei sich fühlte, durch eine so wirksame Eingießung seiner Gnade.“

(BOTSCHAFT VON GOTTES GÜTE/ 1. Buch/ 7. Kapitel von H. Brem O.Cist.)