Leben in Gemeinschaft

Neben Gebet, Lesung und Arbeit gibt es noch ein weiteres Merkmal unseres Lebens: die Gemeinschaft. Schwester zu werden, das heißt, Schwester zu werden in einer Gemeinschaft mit anderen Schwestern, in einer Lebensgemeinschaft, in der man sich durch das Gelübde der Beständigkeit für immer engagiert. In der schwesterlichen Gemeinschaft einer bestimmten Abtei sind wir berufen, ständig zu wachsen in der Hingabe an Gott, in Gehorsam, Armut und gottgeweihter Ehelosigkeit. Unsere Ordensväter legten trotz ihrer Liebe zur Stille und Zurückgezogenheit immer großen Wert auf ein wirkliches Miteinander aller Brüder und Schwestern, im Geben und im Nehmen, im Tragen und Ertragen, in Verständnis und Geduld, im Teilen und Mitteilen von Freud und Leid, im Verzeihen und Vergeben, in der Bewältigung der anfallenden Pflichten und Aufgaben, im Einbringen der je eigenen, persönlichen Berufung zum Aufbau und Wohl der Gemeinschaft. Diese in freier Entscheidung gelebte persönliche Entäußerung führt zu einer tiefen, inneren Freude und Freiheit.

„ Alle sollen alles gemeinsam haben. Dies, meine Brüder und Schwestern, müssen wir nicht nur im Hinblick auf unsere Kleider verstehen, sondern noch viel mehr hinsichtlich unserer geistlichen Gaben. Deshalb soll sich niemand irgendeiner von Gott geschenkten Gnadengabe rühmen, als gehöre sie ihm selbst. Niemand soll seinen Bruder beneiden, sondern was immer einer besitzt, soll er als Eigentum aller Brüder erachten. Wahrlich, der allmächtige Gott könnte jeden, den er erwählt, augenblicklich zur Vollkommenheit führen und jedem einzelnen alles schenken. Aber er handelt an uns mit liebender Vorsorge, damit einer den anderen brauche und in ihm besäße, was er nicht in sich selbst findet. Auf diese Weise soll für Demut gesorgt, die Liebe vermehrt und die Einheit verwirklicht werden.“

Aelred von Rievaulx

Somit nehmen wir teil an der Freude, die JESUS seinen Jüngern im Abendmahlssaal verheissen hat:
„Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.“

Joh. 15,11

Fr. Christoph, Zisterzienser von N.D. de l´Atlas in Algrien, Märtyrer 1996 hat uns ein wunderbares Wort zur Freude in seinen Schriften hinterlassen:

„Die Freude ist wie eine lichte Leiter in unserem Herzen. Sie führt uns über uns hinaus, führt uns höher als sie selber: dorthin, wo es nichts mehr zu greifen gibt, als den Unbegreiflichen.“

„Das Gemeinschaftsleben strömt unmittelbar aus der Quelle des Lebens, der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, hervor.“

Balduin von Ford

Äbtissin

Äbtissin M. Gertrud Pesch O. Cist.

„Das einheitsstiftende Band der klösterlichen Gemeinschaft ist die Äbtissin, die als geistliche Mutter stellvertretend Christus in der Abtei repräsentiert. Sie wacht über die Einheit der sehr verschieden veranlagten Schwestern, sie ermutigt sie zu einem Leben der Gemeinschaft und des Teilens. Sie versucht die Entfaltung jeder Einzelnen zu fördern und zugleich die verschiedenen Begabungen und Charismen zu koordinieren, sodass sie einander ergänzen und dem Gemeinwohl dienen. Vor allem trage sie Sorge für das geistliche und das leibliche Wohl einer jeder Schwester der klösterlichen Familie.

Das Wachstum des Gemeinschaftslebens in einem Kloster hängt zum großen Teil davon ab, wie die Glieder die Berufung ihrer Äbtissin sehen. Es liegt in der Verantwortung jeder einzelnen, von ihr in erster Linie die geistlichen Güter zu erwarten und anzunehmen, die für jede christliche und klösterliche Gemeinschaft wesentlich sind: die Lehre Christi, der die Wahrheit ist, Begleitung auf dem Weg der Liebe, der zur Fülle führt, sowie Anleitung zur Geschwisterlichkeit, die in Gottes Vaterschaft gründet.

Dieses Ringen um die Liebe wirkt sich nicht nur innerhalb der Gemeinschaft aus, sondern es stellt einen wichtigen und aufbauenden Beitrag zur Einheit und Versöhnung in unserer friedlosen Welt dar. Diese Liebe ist Teilhabe an der Liebe des dreifaltigen Gottes im Geheimnis der Kirche, von der das Kloster eine Zelle bildet“.

Konstitutionen der Mehrerauer Kongregation

„Wer einen anderen begleitet und ihm zuhört, wird bisweilen, von seinem Gegenüber unbemerkt, selbst zum Wesentlichen geführt.“

Frère Roger, Taizé

„Das größte Geschenk, das wir uns bereiten können, ist die Dankbarkeit“.

Bruder Raphael Arnaiz

Wappen

Das Wappen von Äbtissin Gertrud ist in vier Felder geteilt.

Im ersten Feld finden wir das Wappen des Zisterzienserordens.

Der goldene Stern in Blau erinnert an die Gottesmutter Maria – der Meeresstern –, die uns durch alle Wogen des Lebens zu JESUS Christus führt.

Das Herz mit der Inschrift IHS nimmt einerseits Bezug auf die hl. Gertrud von Helfta – „ Im Herzen Gertruds werdet ihr mich finden“ – Andererseits weist es auf das Her JESU, in dem die Welt geborgen ist.

Das Lilienkreuz im letzten Feld ist ein Teil des Wappens ihres Heimatortes Oberöfflingen.

Das Schriftband nimmt den Wahlspruch aus Psalm 37,5 auf:
„spera in Domino, ipse faciet – Vertrau auf den Herrn, ER wird es fügen.”

Bild gemalt: Graf Strachwitz