Lectio divina

Eine weitere Säule des monastischen Lebens ist die geistliche Lesung, die lectio divina. Sie ist ein Weg der intensiven Begegnung mit Gottes Wort in der Heiligen Schrift. Mit dem Herzen gelesen, erfahren wir uns in Seinem Wort ganz persönlich von Ihm angesprochen und geliebt; wir erfahren uns auch als Empfänger eines Wortes, das uns zu tieferer Selbsterkenntnis führt. In unserem Herzen gibt es keinen Ort, keinen verschlossenen Winkel, der Gott nicht geöffnet und hingehalten werden könnte. Er schenkt uns in Seinem Wort diese Erkenntnisse, damit wir uns von Ihm berühren, verwandeln, erneuern und heilen lassen, um mit ungeteiltem Herzen eine einzige Liebe zu leben. Die Wüstenväter nannten dies „eine fortwährende Umwandlung im Schmelztiegel des Wortes Gottes.“

Lasst Christus euren einzigen Meister sein. Lasst ihn für euch ein Buch sein, das innerlich und äußerlich geschrieben ist. In ihm lest Christus. Von ihm lernt Christus. Macht von diesem Original Kopien des Christus, und zwar innerlich in eurem Herzen und äußerlich in euren Leibern. Die anderen können dann an eurem Leben die Lebensweise Jesu ablesen.

Isaak von Stella

 

Darstellung des heiligen Bernhard von Clairvaux, Detail am Brunnen im Klosterhof

Deine Besinnung muss bei dir selbst beginnen, damit du dir selbst nicht gleichgültig geworden, dich vergeblich anderen zu wendest. Was nützt es dir, wenn du die ganze Welt gewinnst und einzig dich verlierst?

Denn wärest du auch weise, so würde es dir doch an Weisheit fehlen, solange du über dich selbst nicht Bescheid weißt. Wie viel dir wohl fehlte? Nach meinem Empfinden wohl alles.

Bernhard von Clairvaux

„Sie ist eine Schule der inneren Einkehr, bei der der Mönch sein Herz für den Dialog mit Gott öffnet.“

Citeaux