Grußwort zur Praesentation der Ausstellung
„Tradition und Umbruch“
Sehr geehrter Herr Bezirkstagspräsident,
sehr geehrte Frau Staatssekretärin,
sehr geehrter Herr Landrat,
sehr geehrte Frau Dr. Spiegel,
verehrte Festgäste,
liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
„es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur einen Gott. Er bewirkt alles in allem.“
Dieses Wort, dass mir vor einigen Tagen zugesendet wurde, fasst das wunderbar gelungene Werk einer Neupraesentation der bewährten Dauerausstellungen, sowie der Gestaltung einer neuen klösterlichen Dauerausstellung hier im schwäbischen Volkskundmuseum zusammen.
Ein lang ersehnter Traum unserer Gemeinschaft konnte nun mit vielen guten Herzen und Kräften, gesegnet durch Gottes Beistand und Fügung, seine Erfüllung finden. Ganz herzlich danke ich, auch im Namen meiner Mitschwestern, Ihnen, verehrter Herr Bezirkstagspräsident und Ihnen, liebe Frau Dr. Spiegel, samt Ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für dieses gelungene Werk, dass uns unwahrscheinlich freut! Herzlichen Dank für Ihr Entgegenkommen!
Diese Ausstellung führt den Besucher einerseits in die reichhaltige Geschichte dieser Abtei, und andererseits in den Alltag und die Aufgaben der Nonnen von heute. Es ist eine Vergegenwärtigung des zisterziensischen Erbes so wie des zisterziensischen Auftrages.
Hat sich im Laufe der Jahrhunderte in unserem Kloster auch vieles durch den Wandel und die Anpassung der Zeit verändert, so ist doch die festgeschriebene Regel des Hl. Benedikt gleich geblieben, indem das Kloster ein Ort des Glaubens, der Gottes – und Nächstenliebe, des Gebetes und der Stille sein und bleiben muss.
Ist in unserer westlichen Gesellschaft inzwischen ein sehr starker Glaubensschwund zu erkennen und zu vermerken, so sind doch die Klöster als Orte der Stille mehr wie denn je gefragt und gesucht. Die Menschen kommen immer mehr an innere und äußere Grenzen. Sie wollen frei werden von dem Ballast, dem Leistungsdruck, der Hektik und den Ängsten unserer Zeit. Sie suchen Oasen der Stille und des Friedens, um sich an Leib und Seele zu erholen, um innerlich zur Ruhe zu kommen, und sie suchen bewusst oder unbewusst, die Erfahrung und die Freude des gelebten christlichen Glaubens.
Hier möchte ich aber auch gestehen, dass diese geheimnisvolle Anziehungskraft, die von den Klöstern ausgeht, für uns, die darin wohnen, manchmal geradezu beschämend ist, weil wir uns auch bewusst sind, wie mangelhaft und wenig wir den damit verbundenen Erwartungen entsprechen. Jedoch in dem Interesse, das unsere Zeitgenossen für unsere monastische Lebensweise aufbringen, erkenne ich die Sehnsucht und den Wunsch, mehr von Gott zu erfahren.
Man erwartet und hofft, „der Freiheit der Kinder Gottes“ ( Röm 8,21) zu begegnen, und zwar ganz an konkreten Menschen, weil sie ihr Leben in jeder Beziehung Gott anvertraut haben. Ja, dass ist unsere Bestimmung: durch unsere Existenz der Welt zum Ausdruck zu bringen, es gibt einen Gott, und zwar einen Gott, dem etwas an uns Menschen wirklich liegt, der uns Menschen sucht und liebt.
Von daher pflegen wir auch, ganz im Sinne der benediktinisch-zisterziensischen Spiritualität, in unserer Abtei eine weite Gastfreundschaft, gemäß der Regel:
„Gäste, die ankommen, empfange man alle wie Christus…“(RB 53,1).
Die Ausstellung führt in ihrer wunderbaren architektonischen Conception die Besucher bildhaft in Räume, die aufgrund der strengen Klausur normalerweise nicht einsehbar und begehbar sind, aber doch im täglichen Leben der Nonnen einen unentbehrliche Notwendigkeit für ihren spirituellen Weg verzeichnen. Daher gestaltet sich diese Ausstellung als sehr bereichernd und hilfreich in der Hinführung zum tieferen Verstehen und Verständnis des „verborgenen Lebens hinter Klostermauern“.
Dieses Leben wird nie ganz auslotbar sein, denn es ist ein Leben aus Liebe zu Gott und zu den Menschen. Und jede Liebe ist und bleibt ein Geheimnis, so auch diese Liebe!
Papst Franziskus hat im Mai dieses Jahres ein Schreiben an die kontemplativen Frauengemeinschaften gerichtet. Darin nennt er jene „Cor Orans – das betende Herz“ unserer Kirche. Sein Anliegen und seine Bitte an unsere Gemeinschaften ist: alles zu meiden, was „ den notwendigen Raum zum Zuhören und Nachdenken über sein Wort und die Vorraussetzung für diesen Glaubensblick, der es uns ermöglicht, die Gegenwart Gottes in unserem eigenen Leben und in dem der Schwestern, sowie in den Ereignissen der heutigen Welt zu erkennen und zu suchen“, stören oder zerstören könnte.
Je mehr ich darüber nachdenke, erkenne ich, dass auch diese Ausstellung uns in diesem Auftrag unterstützen wird:
Treu als betendes Herz im Verborgenen unsere Sendung zu leben versuchen und zugleich in äußeren Zeichen sichtbar die Gegenwart Gottes der Welt künden!
Ich wünsche dieser Ausstellung sehr viele Besucher mit einem sensiblen und wachen Blick, in dem Sehenswürdigen und Geschauten den zu erkennen, der der Schöpfer aller Dinge und unser aller Gott und Vater ist. Es lohnt sich, alles zu verlassen und aufzugeben, um diesen unendlich liebenswürdigen gütigen Gott und Vater zu finden.
Liebe Frau Dr. Spiegel, lieber Herr Baier, liebe Mitarbeiter des Museums, lb. Mitschwestern, Ihnen und Euch allen nochmals herzlichen Dank für die gute, fruchtbare und gelungene Zusammenarbeit. Möge die Ausstellung mit einer verdienten öffentlichen Resonanz gesegnet sein!
(Äbtissin M. Gertrud Pesch OCist.)
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