Die Brauerei Ustersbach setzt die Oberschönenfelder Brautradition fort.
Neben dunklem Bier gibt es jetzt auch ein Helles. Äbtissin Gertrud Pesch ist begeistert.
Von Siegfried P. Rupprecht (AZ)Die Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld gehört in unserer Region zu den Top-Ausflugszielen. Besinnung und Idylle gehen hier Hand in Hand mit breitgefächerter Kultur, gehobener Gastronomie und geselliger Begegnung. Darüber hinaus sind das von den Schwestern gebackene Holzofenbrot und der Kräuterlikör weit über die heimischen Grenzen bekannt. Jetzt gibt es einen neuen kulinarischen Anziehungspunkt: Das Oberschönenfelder Helle.
Sehr zur Freude von Äbtissin Gertrud Pesch! „Wir sind glücklich und auch stolz, dass das bisherige Oberschönenfelder Dunkel nun eine weitere Biervariante erhält“, macht die Leiterin des Klosters aufmerksam. Und sie sagt auch, warum: „Der edle Gerstensaft lässt die Erinnerung an die rund 600-jährige klösterliche Brautradition vor Ort aufleben.“
Bierbrauen hat im Kloster Oberschönenfeld 700 Jahre Tradition
Das Klosterbrauhaus wurde erstmals urkundlich bereits 1307 erwähnt, betont die Äbtissin. Im 17. Jahrhundert sei eine Mälzerei und Schäfflerei angegliedert worden. 1758 wurde die von Adam Dossenberger heute noch bestehende winkelförmige Anlage errichtet, erzählt sie. Die Bierverkäufe waren damals lukrativ: „Zwischen 1793 und 1802 flossen insgesamt 62.205 Gulden in die Klosterbrauerei.“ Diese existierte bis zur Säkularisation 1803. Damals wurde sie wie alle anderen Gebäude des Klosters enteignet. 1910 wurde der Brauereibetrieb eingestellt und die Gaststätte, das heutige Klosterstüble, in den Torbau verlagert.
Um himmlischen Beistand habe sie nicht speziell gebeten, damit das neue Oberschönenfelder Bier ein edler Gerstensaft werde, meint die Äbtissin lächelnd. „Aber dafür, dass das neue Helle einen guten Weg einschlage, und alle daran ihre Freude haben“, gesteht sie. Im Übrigen vertraue sie auf die große Erfahrung im Brauen von schmackhaften Gerstensaftgetränken der Brauerei Ustersbach, die seit 1996 Bierlieferant des Klosterstübles ist.
Brauerei Ustersbach braut für das Jubiläum des Klosters Oberschönenfeld
Die Ustersbacher Privatbrauerei war es auch, die anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Abtei im Jahr 2011 bereits ein dunkles, samtiges untergäriges Oberschönenfelder braute. Damals hatte die Äbtissin gemeinsam mit der Cellerarin, Schwester Martha Schmitz, die Brauerfamilie Schmid gefragt, ob man aufgrund des Jubiläums ein spezielles Klosterbier einbrauen könnte, erinnert Brauereichefin Stephanie Schmid. Die Anfrage stieß bei ihr auf offene Ohren.
Zu Beginn der Corona-Krise machte sich Gertrud Pesch Gedanken, was im Sortiment des Brot- und Klosterladens noch angeboten werden könne. „Dabei fasste ich unter anderem auch ein weiteres Klosterbier ins Auge“, berichtet die Äbtissin. Zur gleichen Zeit hatte Stephanie Schmid die gleiche Idee: „Da heute insbesondere helle Biere getrunken werden, war es für uns keine Frage, jetzt ein Oberschönenfelder Helles zu kreieren.“ Diese zunächst unabhängigen Gedankenstränge wertete die Leiterin des Klosters als „göttliche Fügung“.
Die Brauereichefin umreißt, was dahinter steckt: „Das Helle ist ein klassisch bayerisches Vollbier.“ Es sei dezent gehopft mit goldenem Glanz und feiner Würze, vollmundig und doch erfrischend. Besonders stolz ist Stephanie Schmid darauf, dass sämtliche Rohstoffe aus dem Freistaat stammen und das Bier, ebenso wie das Dunkle, getreu dem Bayerischen Reinheitsgebot umweltschonend gebraut werde.
Rekordzeit: Nach einem halben Jahr ist das Bier fertig entwickelt
Die Verwirklichung des neuen Biers ging ruckzuck über die Bühne. Von der ersten Idee bis zur Flaschenabfüllung verging nur knapp ein halbes Jahr. Es wurde im neuen Sudhaus der Brauerei in Ustersbach gesotten, bei klassisch niedriger Temperatur vergoren, dann vier Wochen gelagert, um einen stabilen und ausgereiften Geschmack zu erhalten, und schließlich in der Nacht vom 17. auf den 18. August in Euroflaschen im blauen Kasten abgefüllt. Bevor Braumeister Wolfgang Dahnke das neue Projekt anpackte, wünschte er sich: „Gott gebe Glück und Segen drein.“ Das Etikett des hellen und dunklen Oberschönenfelders ziert übrigens eine historische Ansicht in kolorierter Federzeichnung. Sie stammt aus dem Jahre 1899. Für Michael Haupt, Chefkoch und Geschäftsführer im Klosterstüble, ist der neue Gerstensaft „etwas Wertiges“. „Das helle Oberschönenfelder ist vollmundig, süffig, würzig und malzig zugleich“, resümiert er. Mit ihm verbinde er Tradition, Entspannung, Natur, Heimat und die Nähe zum Kloster. Auf diesen Spannungsbogen waren beim Projektstart auch die Äbtissin und die Brauereichefin fokussiert.
Derzeit leben 18 Schwestern im Kloster. Ob sie auch das Klosterbier trinken? „Selbstverständlich“, antwortet Gertrud Pesch schmunzelnd. „Sonn- und feiertags wird bei uns zum Abendbrot immer Bier serviert.“
Oberschönenfelder Helles und Dunkles werden im Klosterstüble ausgeschenkt und sind direkt im Kloster- und Brotladen der Abtei sowie in den Getränkemärkten in der Region erhältlich.
Herzlichen Glückwunsch!! – und: „Wohl bekomms!“