Der Gebäudekomplex aus dem 18. Jahrhundert ist weithin bekannt. Aber wie sieht es eigentlich innen drin aus? Die Äbtissin gewährt einen seltenen Einblick: (AL)
Christoph FreyDas mehr als 800 Jahre alte Kloster in Oberschönenfeld zählt zu den bekanntesten Orten im Augsburger Land. Volkskundemuseum und Spazierwege in die idyllische Umgebung locken viele Ausflügler, bei Veranstaltungen wie dem Töpfermarkt werden die Parkplätze knapp. Doch wie sieht es eigentlich hinter den Mauern des eigentlichen Klosters aus, in dem derzeit 18 Zisterzienserinnen leben?
So groß ist das Geheimnis gar nicht. Das Kloster nimmt auch Gäste auf. Gruppen, Pilger, Familien, die Ruhe, Erholung suchen, können dort übernachten: 50 Euro kostet das Einzelzimmer mit Vollpension. Die Räume in der im 18. Jahrhundert erbauten Klosteranlage sind groß und prachtvooll ausgestattet, sie zeugen von der einstigen wirtschaftlichen Kraft des Klosters, von der Kunstfertigkeit der Zisterzienserinnen. Auch wenn ein Aufzug in die Zimmerfluchten führt, birgt das alte Gemäuer natürlich Einschränkungen. So haben die Gästezimmer keine eigenen Toiletten und Duschen. 1972 hatte die Renovierung des gesamten Klosterkomplexes begonnen, die bis 1995 andauerte, und unter Äbtissin M. Ancilla Betting (reg. 1985-2008) zu Ende geführt wurde. Sämtliche Ökonomiegebäude pachtete der Bezirk Schwaben, um darin ein Volkskundemuseum zu errichten, das 1984 eröffnet wurde.
Aber die Erhaltung des kulturgeschichtlich bedeutenden Klosters ist eine Daueraufgabe für den Orden. Das wird bei einem kurzen Rundgang mit Äbtissin Gertrud Pesch deutlich. Anlass ist eine Spendenübergabe mit Kreissparkassenchef Richard Fank und Landrat Martin Sailer. 13.000 Euro spendet die Bank. Das Geld dient der Renovierung der Bäder für die Schwestern im inneren Klausurbereich. Die Sanitärbereiche müssen den Bedürfnissen älterer Menschen angepasst werden – Stichwort „Barrierefreiheit“. Acht der 18 Zisterzienserinnen in Oberschönenfeld sind älter als 80 Jahre. Heute finanziert sich das Kloster, das die Landwirtschaft zu Beginn der 1970er-Jahre aufgegeben hat, aus der Verpachtung von Grundstücken und Gebäuden, aus der Vermietung einer Handvoll von Wohnungen auf dem Gelände sowie den Einnahmen aus Beherbergung, Brotverkauf, Hofladen usw.
Ideell und materiell unterstützt wird das Kloster von einem Mitte der 1970er-Jahre ins Leben gerufenen Freundeskreises. Rund 600 Menschen aus ganz Deutschland haben sich zusammengefunden. Sie wollen das bau-, kunst-, und geistesgeschichtliche Erbe bewahren helfen, erzählen Elisabeth Wiedenmann und Dr. Ferdinand Reithmeyr, die zweite und der erste Vorsitzende des Vereins. Sogar in Essen im Ruhrgebiet gebe es Mitglieder.
Die Kreissparkasse sei das Kloster als „bedeutender geistiger und kultureller Anlaufpunkt“ wichtig, erklärt Bankchef Fank. Schon bevor es an die Sanierung der Bäder ging, förderte die Sparkasse die Sanierung historischer Stühle. Nun sitzen Klostergäste auf frisch gepolsterten Stühlen und Sofas. Mit Rosshaar hat sie ein heimischer Handwerker aufgemöbelt. Qualität sei wichtig, sagt Äbtissin Pesch. „Das soll ja jetzt auch 50 Jahre lang halten.“ Wer weiß, vielleicht sogar ein bisschen länger bis zum 900. Geburtstag?
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