Über 30 Jahre führte der Weg von Karl Bader mehrmals am Tag nach Oberschönenfeld,
um seinen Platz im Gottesdienst und im Stundengebet einzunehmen. Er gehörte zu uns und
nur ganz selten blieb er fern. Darüber hinaus entlastete er uns, in dem er unzählige kleine
und wertvolle Dienste und Fahrten für uns übernommen hat.
Treue, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Ausgeglichenheit, Humor, Stille, Einfachheit,
Zuverlässigkeit und eine tiefe Dankbarkeit zeichneten ihn aus. Wie konnte er sich über
kleine Dinge freuen! Wie konnte er sich vor der Kirche über den Klang der Glocken freuen,
um sich dann auf den Weg in die Kirche zu machen.
Nun bleibt sein Platz für immer leer. Wir müssen die Wahrheit, dass er nicht mehr unter
uns ist, erst tief in unser Herz hineinlassen.
Was jahrelang sicht- und hörbar, selbstverständlich und normal war, ist nun Gegenstand der Erinnerung.
Er hat uns viel gelehrt und wir haben ihm viel zu verdanken. Wenn auch verwandelt, so
bleibt Karl doch unter uns. Er hat nun den Platz eingenommen, der für ihn vorbereitet war.
Äbtissin M. Gertrud Pesch und Konvent P. Theobald Rosenbauer
Oberschönenfeld, den 8. Januar 2022
Herr vergilt Karl alles Gute, dass er den Schwestern und Gästen getan hat
Gott schenke ihn Frieden und er möge sich nach langen
Mühen mit den Augen am ewigen Licht erfreuen.
Ich verbleibe im stillen Gruß
Alex Schindler
Karl Bader erregte Aufsehen …
bei den Ordensfrauen sowie bei den Gästen, wenn er ausnahmsweise um 6.20 Uhr oder um 17.25 Uhr nicht auf seinem Platz war. Jede/r fragte: Was? oder Wo?
Antwort: er fährt eine Schwester zum Arzt, oder muss selber dort hin; er macht Besorgungen für’s Kloster; holt Gäste vom Bahnhof ab etc.
Er gehörte zur Abtei, wie das Amen in der Kirche. Dem gesungenen Gebet der Schwestern gab er mit seinem Basso continuo, mit baritonalem Backround, einen tonalen
Klang, der ihn bis kurz vor der Tenorhöhe abbrechen ließ, so dass andere GottesdienstteilnehmerInnen sich wagten, singend und betend mitzutun.
Das Gebet in der Abtei Oberschönenfeld wurde vor vielen Jahren sein großer Lebens“zweck“. Was er aus dem Gebet heraus in die Tat zum Wohl vieler umsetzte, ist bemerkenswert.
Er hat bei seinem Tun das Lachen in einer viel bunteren Komposition neu erlernt und durchaus auch andere angesteckt. Was immer er in seinem fast 70jährigen irdischen Leben
erlebt und durchlebt hat – es gipfelte in innigem Gebet. Dafür meine Hochachtung.
Ich bin davon überzeugt, dass der Alois aus München mit seinem Halleluja ein Pimpf ist und in Karl Bader seinen Meister gefunden hat, der im Himmel bleibt und von dort auf
seine oberschönenfelder Schwestern mild lächelnd herabschaut und auch dort ein großer Fürbittsteller ist.
Ich werde – das weiß ich ganz genau – bei meinem nächsten Besuch den Baderlosen Platz sehen und Karl schmerzlich vermissen.
In Verbundenheit
Rainer Tolksdorf, Pastor ibD aus Essen