Der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Bosnien-Herzegowina

und Bischof des Bistums BANJA LUKA, Dr. Franjo Komarca, besucht im Rahmen seiner Teilnahme an der Ulrichswoche auch die Zisterzienserinnen Abtei Oberschönenfeld.

Die Predigt zum Thema Berufung berührte uns sehr: …hier zum nachlesen (Mt 6  9, 32 – 38)

 

Sehr geehrte und liebe Äbtissin, Mutter Gertrud, liebe Schwestern! Liebe Schwestern und Brüder in Jesus Christus!

1. Es ist für mich ein Zeichen besonderer Güte und Fürsorge Gottes – nicht nur für mich persönlich, sondern besonders für sein Verhalten mit der Zukunft der Kirche Christi in meiner Heimatstadt, in meiner Diözese und dem ganzen Land woher ich komme, dass ich heute in der Früh mit Ihrer – gottgefälliger – Ordensgemeinschaft die hl. Messe mitfeiern darf. Ncht oft hatte ich eine solche Gelegenheit, obwohl ich sehr oft, mit den größeren oder kleineren Gruppen der Ordensschwestern (auch Ordensmännern) die liturgischen Feiern miterleben durfte.

2. Die letzten Sätze des heutigen Tagesevangeliums beinhalten Jesu Wunsch, ja seine Aufforderung zum Gebet aller seiner Jünger, dass der Herr der Ernte die notwendigen Arbeiter in seine Ernte sende, weil die Ernte groß ist, aber die Arbeiter sind wenige (vgl. Mt 9, 37/38). Wie Sie ja, wissen, auch in der Kirche Christi von heute haben die Berufungen zum gottgeweihten Leben nicht weniger Bedeutung als in den vergangenen Jahrhunderten. Leider stellt man vielerorts fest, dass ihre Anzahl nicht genügt, um den Erfordernissen der Gemeinschaften und ihres Apostolats zu entsprechen.

3. Der Mangel an den Arbeitern für die Gottes Ernte stellte schon in der Zeit des Evangeliums eine Herausforderung für Jesus selbst dar. Sein Beispiel lässt uns verstehen, dass die zu geringe Anzahl von gottgeweihten Männern und Frauen eine mit dem Zustand der Welt verknüpfte Situation und nicht nur eine zufällige Tatsache ist, die auf den heutigen Umständen beruht.

Das Evangelium berichtet uns, dass Jesus, als er in Städten und Dörfern umherwanderte, Mitleid mit den dortigen Menschen hatte, denn – wie Evangelist Matthäus schreibt – „sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (vgl. Mt 9, 36). Jesus suchte dieser Situation abzuhelfen, indem er sie lange lehrte (vgl. Mk 6, 34); wollte aber, seine Jünger an der Lösung des Problems beteiligen und forderte sie vor allem zum Gebet auf: „Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ (Mt 9,38).

4. Daraus ergibt sich, dass dieses Gebet dazu bestimmt ist, dem Volk eine größere Anzahl von Hirten zu sichern. Aber, die Bezeichnung „Arbeiter für seine Ernte“ kann einen weiteren Sinn bekommen und alle betreffen, die an der Entfaltung der Kirche mitwirken. Das Gebet zielt, also darauf, auch eine größere Anzahl von Gottgeweihten zu erlangen.  Die Bedeutung, die dem Gebet beigemessen wird, überrascht. Weil die oberste Initiative in den Berufungen bei Gott liegt, könnte man denken, dass nur der Herr der Ernte, unabhängig vom Eingreifen oder Mitwirken anderer, für die Zahl der Arbeiter zu sorgen hätte. Jesus hingegen, besteht auf die Mitarbeit und Mitverantwortung seiner Jünger.

5. Auch uns Menschen von heute, die diesem – von Gott gesegneten – Land und christlicher Umgebung, lehrt er, dass wir durch das Gebet Einfluss auf dieZahl der Berufe nehmen können. Der himmlische Vater nimmt dieses Gebet an, denn er wünscht und erwartet es, und er selbst macht es wirksam. In Zeiten und Orten, wo sich die Krise der Berufungen verstärkt hat, wird das Gebet noch nötiger! Aber, es muss zu allen Zeiten und an allen Orten zum Himmel empforsteigen. In diesem Bereich besteht also, immer eine Verantwortung der ganzen Kirche und jedes einzelnen Christen, natürlich – und insbesondere – einer jeden gottgeweihten Person.

6. Ihnen allen, liebe Ordensschwestern, ist ja gut bekannt, dass eine Grundform der Mitarbeit das Zeugnis der Gottgeweihten selbst, ist das eine wirksame und heilsame Anziehungskraft ausübt. Die Erfahrung lehrt, dass häufig das Beispiel einer Ordensfrau, oder eines Ordensmannes oder eines Priesters entscheidend zur Ausrichtung eines jungen Menschen beiträgt, der in seiner bzw. ihrer Treue, Konsequenz und Freude die Konkretheit eines Lebensideales entdecken konnte.

Besonders die Ordensgemeinschaften können die Jugendlichen nur durch ein gemeinschaftliches Zeugnis authentischer Weihe anziehen, die in der Freude der Selbsthingabe an Christus und den Mitmenschen gelebt wird.

7. Liebe Schwestern, beten Sie öfters zum Heiligen Geist, der das Gesicht sowohl der Kirche als auch der ganzen Erde erleuchtet – , dass ER Ihre, bzw. unsere Herzen erleuchte, damit wir in demselben Heiligen Geist erkennen, was recht ist, und allezeit seinen Trost und seine Hilfe erfahren! Möge uns dabei auch die mütterliche Fürsprache der seligen Braut des Heiligen Geistes, der Jungfrau und Gottesmutter Maria, der Mutter der Kirche und der Königen der Jungfrauen verhelfen. AMEN!

 

Bitten wir um neue Berufungen und beten wir gemeinsam mit Papst Johannes Paul II.:

Sohn Gottes,
vom Vater zu den Menschen aller Zeiten
und in allen Enden der Erde ausgesandt,

Dich rufen wir an auf die Fürsprache Mariens
Deiner und unserer Mutter:
Lasse es in der Kirche niemals an Berufungen fehlen,
besonders an jenen der vollkommenen Hingabe an Dein Reich.

Jesus, einziger Retter des Menschen!

Wir bitten Dich für unsere Brüder und Schwestern,
die ihr »Ja« gesprochen haben zu Deinem Ruf
zum Priestertum, zum gottgeweihten Leben und zur Mission.

Bewirke, daß ihr Sein sich Tag um Tag
erneuere und gelebtes Evangelium werde.

Barmherziger und Heiliger Herr,
sende stets neu Arbeiter aus
für die Ernte Deines Reiches!

Hilf denen, die Du rufst, Dir

in dieser unserer Zeit nachzufolgen!
Lasse sie, die Dein Antlitz betrachten,
mit Freude jener großartigen Sendung entsprechen,
die Du ihnen zum Wohl Deines Volkes und aller Menschen anvertraust!

Du, unser Gott, der Du mit dem Vater
und dem Heiligen Geist lebst und herrschest
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.