Im Schwarzachtal nahe Kloster Oberschönenfeld entsteht

für 20 Millionen Euro ein einzigartiges Kunst- und Kulturzentrum. Eine Entdeckung erinnert an die Geschichte des ehemaligen Gutshofs.       Von

Ein großer Bagger hat sich bereits in den Hang hinter dem Weiherhof gefressen: Dort soll das neue Depot entstehen, in dem einmal schwäbische Kunst- und Kulturschätze gelagert werden. Der ehemalige Gutshof des Klosters Oberschönenfeld wird gleichzeitig zu einem Kulturraum umgebaut. Am Dienstag war Startschuss für das einzigartige Projekt.

Für rund 20 Millionen Euro soll im Schwarzachtal ein Kunst- und Kulturforum entstehen. Im Mittelpunkt stehen in Zukunft Künstler auf dem Sprung in die Selbstständigkeit. Ausgewählte Talente könnten im ausgebauten Weiherhof auf Zeit wohnen und arbeiten. Eine weitere Säule des Konzepts ist der Kinder-Campus. Der Nachwuchs soll in und rund um das neu interpretierte historische Gebäude spielerisch Kunst erleben. Kreative Workshops und ein grünes Klassenzimmer sind geplant. Der Weiherhof soll im Zusammenspiel mit den kulturellen Angeboten in Oberschönenfeld auch ein Ort für Erwachsene werden: Sie können Ausstellungen oder Konzerte besuchen oder den Künstlern und Künstlerinnen über die Schulter schauen. Start für das ambitionierte Programm, das Saskia Grandel und Silvia Kugelmann mit Herzblut auf die Beine stellen, könnte mit Abschluss der Bauarbeiten 2025 sein.

Uraltes Gewölbe kommt ans Licht

In den vergangenen Monaten wurde der Weiherhof entkernt. Manche Überraschung kam ans Licht. Zuletzt vor einigen Wochen: Im Keller wurde ein Küchengewölbe entdeckt, das wohl aus dem elften Jahrhundert stammt. Davon gehen jedenfalls die Experten aus, die das Mauerwerk untersuchten. Es soll erhalten und sichtbar bleiben. Schließlich erinnert das Gewölbe an die Wiege des Klosters Oberschönenfeld.

Um das Jahr 1186 schlossen sich fromme Frauen, sogenannte Beginen, im Weiherhof zusammen. Sie siedelten einige Jahrzehnte später auf das heutige Klostergelände über. Dort finden sich heute noch im Keller ähnliche Gewölberäume. Um den Weiherhof zu erhalten, war es dem Klosterunterstützer und ehemaligen Landtagsabgeordneten Max Strehle schließlich gelungen, einen unbekannten Gönner zu finden, der den Weiherhof kaufte und dem Kloster schenkte.

Schwäbische Geschichte und Gegenwart

Zum neuen Weiherhof-Ensemble gehört in Zukunft auch das Depot des Museums mit vielen Tausend Objekten. Das Gebäude umfasst etwa 2700 Quadratmeter und wird durch Räume ergänzt, in denen die Mitarbeitenden das schwäbische Erbe wissenschaftlich erschließen und restaurieren. Die Objekte reichen von einer Kartoffel-Dämpfkolonne über Gemälde und Skulpturen bis zu einer Madonnen-Bildtafel um 1730. Das Depot dokumentiert künftig die Lebens-, Arbeits- und Freizeitwelten in Schwabens Geschichte und Gegenwart. Oberhalb des Depots soll auch ein kleiner Unterstand mit Sitzbank entstehen. Dort können die Wanderer auf dem Jakobsweg, der direkt am Weiherhof vorbeiführt, eine Pause einlegen.

 

Für rund 20 Millionen Euro entsteht am Weiherhof nahe Kloster Oberschönenfeld ein Kunst- und Kulturforum. Es wird etwas Einzigartiges, meint Autor Maximilian Czysz.

Mit dem Millionenprojekt Weiherhof retten Bezirk Schwaben und Landkreis Augsburg historische Bausubstanz, die einen besonders sensiblen Umgang verdient hat. Vermutlich wären die Gebäude eines Tages verfallen oder abgerissen worden, wenn sich nicht Klosterfreunde wie der frühere Landtagsabgeordnete Max Strehle vehement für den Erhalt eingesetzt hätten. Dass sich jetzt der Bezirk Schwaben um den Weiherhof kümmert, ist ein echter Glücksfall.

Etwas Einzigartiges entsteht

Mit dem geplanten Kunst- und Kulturforum kommen Geschichte und Gegenwart zusammen und lassen etwas Einzigartiges entstehen. Im Augenblick mögen die Pläne noch etwas abstrakt klingen. Aber sobald neues Leben ins alte Gemäuer einzieht, erhält der Weiherhof eine überregionale Bedeutung. Das Ensemble wird zusammen mit den Angeboten auf dem Klostergelände Oberschönenfeld das kulturelle Herz Schwabens. Damit es schlägt, muss das Konzept auf breite Beine gestellt werden. Kunst und Kultur für jedermann sind gefragt.